In Moskau und in ganz Russland laufen manche Dinge bekanntlich etwas anders als im westlichen Europa. Während man in Deutschland einen Tag nach dem Weihnachtsfest den Festschmuck schon wieder langsam entfernt, fiebern in Moskau besonders die Kinder noch der Bescherung entgegen. Der russische Weihnachtsmann, Väterchen Frost kommt nämlich nicht etwa am Heiligen Abend oder gar am ersten Weihnachtstag, sondern trifft erst zu Silvester in den Wohnzimmern der Metropole ein. Viele Touristen, die den Jahreswechsel in Moskau verbringen, erleben somit eine zusätzliche Überraschung. Grund für diese Eigenheit ist der gregorianische Kalender.
Seit der Absetzung des russischen Zaren im Jahre 1917 erschein Väterchen Frost in jedem Jahr pünktlich an Silvester. Auch nach dem Fall des Eisernen Vorhanges hat sich in Moskau nicht viel an dieser Tradition geändert. Deduschka Moros, so nennt man Väterchen Frost in Original, trifft nicht selten in voller Pracht bei den Kindern in Moskau ein. Früher tat er das vorwiegend in einem grauen Mantel. Da man in der Sowjetunion nicht an westliche Traditionen anknüpfen wollte trug das Pendant vom Weihnachtsmann daher niemals einen roten Mantel. Erst heute, 20 Jahre nach Öffnung der Ostzone trifft man den Gevatter des Winters meist in roter Montur, getreu der Coca Cola Werbung. Von seinem Ursprung hat Väterchen Frost jedoch wenig mit dem Weihnachtsmann oder dem Nikolaus gemein. Er ist vielmehr der Patron des Winters und lebt laut Sage in der russischen Taiga, wo er sich keine Rentiere sondern weiße Schimmel vor seinen Schlitten spannt. Alles was sein Zepter berührt gefriert. Aufgrund des aktuellen Winters in Moskau und anderen Metropolen könnte man daher meinen, Väterchen Frost sei weltweit tätig.
Trifft man dieser Tage Väterchen Frost in Moskau, so ist er meist in Begleitung von Snegurotschka unterwegs. Diese nennt man in der westlichen Welt auch Schneeflöckchen. Als meist attraktive Assistentin des russischen Weihnachtsmannes sorgt sie dafür, dass er heile von Haus zu Haus kommt. Im Kommunismus wurde die Figur des Väterchen Frost nur allzuoft in die Wohnzimmer der Parteibonzen und Vorstände geschickt. Dies geschah nach der Rangordnung absteigend. Grund hierfür war nicht zuletzt der Vodka, welchen Väterchen Frost bei jedem Besuch leeren musste. Je später es wurde, umso mehr war der verkleidete Mann auf nüchterne Unterstützer angewiesen.
Sollte man bislang über diese Tradition im Unklaren gewesen sein, so braucht man sich nicht zu wundern, erst zum Jahreswechsel ein weihnachtliches Moskau vorzufinden. So besteht ebenfalls die Möglichkeit das Fest nochmals nachzuholen. Ein guter Tipp für reisefreudige Weihnachtsfans.
Andreas Janßen
Datum: 27.12.2010
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